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Neues Mittel gegen die Milbe – Varroa

Nicht die einzelne Varroa ist gefährlich, sondern ihre hohe Vermehrungsrate im Sommer – Ein gesammelter Befall aus mehreren Bienenstöcke im Sommer 2017                 Foto: Andreas Bock

Mit „Mit Zuckerwasser gegen das Bienensterben“ titelte MDR-online.
top-agrar: „Neuer Wirkstoff gegen die Varroamilbe.“
Die Augsburger Allgemeine schon etwas zurückhaltender: „Imker hoffen auf neues Varroa-Mittel“ sowie die Stuttgarter Zeitung: „Das Potenzial für ein „Heilmittel“ gegen Varroa ist vorhanden“.

Anscheinend durch Zufall entdeckte ein Forscherteam der Universität Hohenheim, daß eine einfache Trägerflüssigkeit (Lithiumchlorid) Effekte gegen den Befall einer Milbe bei Bienen erzielt. Sie wollten Mithilfe der Gentechnik bestimmte Gene in der Milbe (Varroa) ausschalten. Was aber wesentlich teurer käme. Ein Viertel Pfund Lithiumchlorid kostet ca 80€. In den Versuchen wurden 1mg auf ein Liter Wasser verwendet.

Bettina Ziegelmann, Wissenschaftlerin aus dem Forscherteam an der Universität-Hohenheim dämpft die Erwartungen etwas im Interview mit der Stuttgarter Zeitung:

„Die Meldungen in den Medien klingen sehr euphorisch. Mit Lithiumchlorid haben wir tatsächlich einen ganz neuen Wirkstoff entdeckt, der in den bisherigen Versuchen ausgezeichnet gewirkt hat. Das Potenzial für ein „Heilmittel“ gegen die Varroa-Milbe ist also vorhanden, bis ein Mittel auf den Markt kommt, ist es aber noch ein weiter Weg.“

und auf die Frage nach dem Genehmigungsverfahren:

„……auch ein Problem darstellen, wenn Spuren von Lithiumchlorid im Honig gefunden würden. Davon gehe ich aber nicht aus, da die eingesetzten Mengen sehr gering sind und wir an einer Behandlungsmethode arbeiten, die eine Anreicherung im Honig von vornherein vermeiden soll.“

und zum Fazit:

„Es wäre schön, wenn wir ein zusätzliches Mittel gegen die Varroa-Milbe zur Verfügung hätten. Aber erst die weiteren Versuche werden ergeben, ob Lithiumchlorid die anderen Behandlungsmethoden ergänzen oder sogar ersetzen kann.“

Gibt Nathrium-Chlorid Rückstände im Honig?      Wikipedia

Den Lithiumchlorid ist nicht einfach nur ein Salz, sondern u.a. ein Frostschutzmittel: Es ist bei -70 Grad noch flüssig. Ein Trocknungsmittel und auch zur Raumentfeuchtung geeignet: Zieht Wasser aus der Luftfeuchtigkeit. Ein Medikament gegen Depressionen. Lithium wird in der Psychiatrie gegen Manien und Depressionen verwendet.

 

„Nach Angaben der Universität laufen derzeit Gespräche mit Unternehmen, die den Wirkstoff auf den Markt bringen wollen.“ (top-agrar) Das Genehmigungsverfahren wird aber mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Varroa – Befall – Alptraum jeden Imkers    Foto: Andreas Bock

„Für das seit Jahren grassierende Bienensterben wird oft die Varroa-Milbe als Hauptursache genannt. Doch der Parasit ist allenfalls ein Faktor. Andere Gründe, so sagen es Experten, sind die ausgeräumten Agrarlandschaften, in denen kein Busch und keine Hecke mehr blühen, so dass den Bienen schlicht die Nahrung fehlt. Auch die weitverbreiteten Monokulturen, etwa von Mais, sind schädlich für die Bienen. Und natürlich schwächt sie der massenhafte Einsatz von Agrarchemie, sodass sie immer anfälliger werden für Krankheiten und Parasiten. Im Jahr 2015 wurden deutschlandweit 35 000 Tonnen reiner Pestizidwirkstoff ausgebracht – in der Landwirtschaft, auf kommunalen Flächen und in Hobbygärten. Das massenhafte Düngen ist ebenfalls schädlich für Bienen. Dabei sind Bienen und ganz generell Insekten unverzichtbar für die Landwirtschaft und die Ökosysteme.“(Sueddeutsche Zeitung)

Eine kritische Resonanz auf Artikel über Lithiumchlorid als Anti-Vorroa-Mittel kommt auch von der Bundesfachgruppe der Demeterimker und dem Mellifera e.V.  Denn „Um das Überleben der Bienen zu sichern müssen wir Ursachen verändern und nicht Symptome behandeln.“