von Juliane Winter 23.01.2015
Das Thema Schutz für gefährdete Wildbienen ist nicht einfach. Aber allgemein für
Wildbienen etwas zu tun, ist nicht sehr schwer. Bienenhotels (aber richtig gemacht – es gibt
viel Verkehrtes, das nicht besiedelt wird) sind wohl nicht so schwer zu bauen, wenn man
handwerklich ein wenig geschickt ist. Einfach Totholz liegen lassen kann auch schon viel
helfen. Werner David hat hier ein interessantes Büchlein geschrieben, wie lebendig Totholz
ist: „Lebensraum Totholz“ von Werner David. Außerdem ließen sich, wer Gelegenheit dazu
hat, wildbienenfreundliche Pflanzen und Bäume anbauen. So ist z.B. die Weide ein Baum,
der sowohl Honigbienen als auch Wildbienen frühzeitig im Jahr reichlich Nahrung bietet.
Helmut und Margrit Hintermeier haben hierzu ein Buch geschrieben: „Die Weide – Baum
und Strauch für Tier und Mensch“. Die beiden haben auch vier Bücher herausgebracht mit
dem Titel: „Blütenpflanzen und ihre Bestäuber“. Dort kann man auch nachlesen, welche
Blüten besonders für Wildbienen (aber auch für Schmetterlinge, Vögel und sonstige
Bestäuber) attraktiv sind.
Wenn man gezielt gefährdete Wildbienen schützen will, ist das vielleicht nicht so
einfach: Oft sind vermutlich gerade die besonders gefährdeten Wildbienen auf nur eine oder
ganz wenige blühende Pflanzen angewiesen – sie suchen Pollen oder/und Nektar nicht auf
anderen Pflanzen – es ist fast wie eine enge Symbiose zwischen Wildbienenart und
Pflanzenart. Dazu kommt, dass manche Wildbienen nach wissenschaftlichen Beobachtungen
nur in einem sehr kleinen Umkreis sammeln, viel kleiner als die Honigbiene. Und außerdem
werden den Wildbienen natürlich normalerweise nicht die Brutplätze wie den Honigbienen
vorgegeben, sondern sie müssen sie sich suchen – und zwar eben oft in großer Nähe zu den
blühenden Pflanzen, die sie brauchen. D.h., damit sich eine gefährdete Art weiter vermehren
kann, müssen ganz enge Bedingungen erfüllt sein. Entsprechend hoch ist natürlich die Zahl
der Wildbienen, die als gefährdet gelten.
Paul Westrich „Wildbienen – die anderen Bienen“ schreibt S.72 (1.Aufl. 2011, hier
2014): „In den vergangenen Jahrzenten ist für viele Bienenarten ein anhaltend starker
Rückgang festzustellen. Dieser spiegelt sich in der sogenannten Roten Liste der Bienen
Deutschlands deutlich wider, deren aktuelle Fassung 293 Aten (52,6%) auflistet, die in ihren
Beständen mehr oder weniger gefährdet sind. Allein 31 Arten drohen in Deutschland ganz zu
erlöschen, falls die notwendigen Schutzmaßnahmen ausbleiben oder nicht erfolgreich sind.
Leider ist es mit den Schutzmaßnahmen nicht so einfach für Laien, denn gerade diejenigen
Arten, die nicht einfach unkompliziert in ein Bienenhotel einziehen und sich gleich
vermehren, sind am meisten gefährdet.
„Die maximalen Flugdistanzen, die nahrungssammelnde Wildbienenweibchen zwischen
Nest und Nahrungsquellen zurücklegen können, liegen je nach Art zwischen 300 m und 1500
m. (S. 142, Antonia Zurbuchen und Andreas Müller „Wildbienenschutz – von der
Wissenschaft zur Praxis“)
Eine Möglichkeit wäre vielleicht, dass man sich eine oder ein paar gefährdete
Wildbienenarten vornimmt, und versucht ihnen im engen Umkreis sowohl die
entsprechenden Nahrungspflanzen anzubieten, wie auch Nistmöglichkeiten.
Von München gibt es ein kleines Heftchen vom Bund Naturschutz über die Wildbienen
in München „Bienen und Wespen in München“. Dort sind 9 Wespen , 16 Bienen und 4
Hummeln plus Honigbiene aufgeführt. Aufgefüht werden „Vorstellung einiger im Freiland
gut zu erkennender Arten…“. Es wird auch beschrieben, wo sie nachgewiesen wurden. Dieses
Heftchen gibt es auch als PDF im Internet zu sehen: „Bienen und Wespen in München“
SIND WILDBIENEN UND HONIGBIENEN NAHRUNGSKONKURRENTEN?
Sind Wildbienen und Honigbienen Nahrungskonkurrenten?. Offenbar hat das die
Wissenschaft noch nicht umfassend geklärt. Zurbuchen und Müller haben die
wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu diesem Thema zusammengetragen und
zusammengefasst. Ihr Ergebnis ist einerseits, dass hier noch viel Forschungsbedarf besteht:
„Auch nach 50 Jahren Forschungstätigkeit und der Publikation von über 40
wissenschaftlichen Untersuchungen ist der heutige Wissensstand zur Nahrungskonkurrenz
zwischen Honigbiene und Wildbienen immer noch bescheiden. Insbesondere fallen die sich
teilweise widersprechenden Forschungsergebnisse ins Auge, welche wohl häufig weniger mit
der Qualität der jeweiligen Arbeiten, sondern vielmehr mit der Auswahl der untersuchten
Wildbienenarten, der Länge des Untersuchungszeitraumes, des herrschenden
Nahrungsangebotes oder der jeweiligen Witterungsbedingungen zusammenhängen dürften.
Für den praktischen Naturschutz wäre aber insbesondere die Frage von zentraler Bedeutung,
wie hoch die Dichte blütenbesuchender Honigbienen maximal sein darf, damit das
langfristige Überleben von Populationen gefährdeter Wildbienenarten gesichert ist.
Untersuchungen zu dieser Frage führen wohl nur unter den kontrollierten Bedingungen
geschlossener Versuchskäfige zum Erfolg. Die Dichte blütenbesuchender Honigbienen auf
bestimmten Pflanzenarten hängt insbesondere davon ab, in welchem Ausmass eine
Honigbienenkolonie tatsächlich bevorzugt Massentrachten nutzt. Bei der hohen Anzahl
Arbeiterinnen eines Honigbienenvolkes ist damit zu rechnen, dass bereits durch einen
geringen Prozentsatz an „Abweichlern“, die statt Massentrachten kleine Blütenflecken oder
Einzelpflanzen nutzen, hohe Pollen- und Nektarmengen von solchen Pflanzenarten
abgezogen werden, welche für gefährdete und insbesondere spezialisierte Wildbienenarten
überlebenswichtig sind.“ S. 137
Als Ergebnis der Studien, die sie vergleichen schreibt sie:
„1. Wildbienen nutzen zeitweise zu beträchtlichen Prozentsätzen die gleichen
Pflanzenarten als Pollen- und Nektarquellen wie die Honigbiene. Bei hoher
Nahrungsüberlappung und gleichzeitig hoher Dichte kann die konkurrenzstarke Honigbiene
das Pollen- und Nektarangebot auf den bevorzugten Blüten der Wildbienen so stark
reduzieren, dass die Wildbienen gezwungen werden, auf alternative Nahrungsquellen
auszuweichen. Wenn diese alternativen Pollen- und Nektarquellen fehlen, nur in geringen
Mengen vorkommen oder verglichen mit den bevorzugten Blüten eine geringere Qualität
aufweisen, prodzuieren die Wildbienen weniger und oftmals auch kleinere Nachkommen, was
zu lokalen Bestandeseinbussen führen kann. Zusätzlich erhöht sich bei reduziertem
Nahrungsangebot die Wahrscheinlichkeit einer Parasitierung der Brutzellen, weil die Nester
aufgrund der zeitintensiveren Sammelflüge länger unbewacht bleiben.
2. Eine hohe Honigbienendichte dürfte sich kaum als Problem für die Wildbienen
erweisen, solange das Blütenangebot hoch, vielfältig und gleichmässig in der Landschaft
verteilt ist und solange Massentrachten auf Ackerflächen von blütenreichen Wiesen,
Wegrändern oder Brachen begleitet sind. Ein schädigender Einfluss durch die Honigbiene ist
dagegen dann zu erwarten, wenn ein quantitativ und qualitativ geringes Angebot an Pollen
und Nektar zu einer starken Überlappung in der Nutzung der gleichen Blüten durch Honigund
Wildbienen führt.“ (S.136)
Zurbuchen und Müller schreiben auch, dass heutzutage Wildbienen teilweise in
Ortschaften mit Gärten und Parks bessere Lebensbedingungen finden als am Land mit den
Monokulturen. Insofern könnte der ökologische Raum München durchaus für Wildbienen
wichtig sein.